Auf den Spuren des Architekten ohne Auftrag – Biber im Grenzbereich von Bangs und Ruggell

Agnes Steininger, Biberbeauftragte des Landes Vorarlberg hat die Exkursion zum Biber mit Anschauungsmaterial, wie Babybiberstofftier, Biberfell, Bisamrattenfell, Schädel, Zähne, Metermaß und Biberschwanz sowie Bibergeil – ein Stoff aus einer Drüse, der die Gruppe olfaktorisch auf ein eventuelles Treffen mit einem Biber einstimmen sollte, geleitet.

Naturwächter aus den Ortsgruppen Bludenz, Wolfurt und Feldkirch, die Naturwacht-Anwärter*innen des diesjährigen Ausbildungsjahrgangs und Gäste haben sich in den Abendstunden des 23. Aprils 2022 an der Kapelle Bangs getroffen, um sich auf die Spuren des Bibers zu begeben.

Organisiert wurde die Exkursion von der Naturwacht Vorarlberg.

Mitreißend und lebendig – Informationen rund um den Biber
Und es wurden eine Menge Informationen geliefert. Vom Babybiber, der nie allein unterwegs ist und locker 1 m mit Schwanz lang ist bis hin, dass er deshalb nicht mit der im gleichen Lebensraum aktiven Bisamratte verwechselbar ist. Biber sind sozial und leben im Familienverband.

Was schwimmt denn da? Babybiber, Bisamratte oder Nutria
Babybiber erkennt man am Schwimmverhalten, denn erst mit dem Alter senkt sich bei Schwimmen der Schwanz ab. Die Jungtiere haben das noch nicht raus und schwimmen daher mit dem Hinterteil weiter oben an der Wasseroberfläche. Neben der Bisamratte tummelt sich auch das Nutria im Lebensraum des Bibers. Aber Nutrias sind einerseits selten anzutreffen und von der Größe liegen sie zwischen Bisamratte und Biber. Bestes Erkennungsmerkmal ist die Schnauze mit den Zähnen. Die Schwänze sind auch unterschiedlich, aber beim Schwimmen sieht man die eher nicht.

Der Biber ist kein „Fisch“ und er frisst auch keinen
Der Biber in früheren Zeiten als „Fisch“ in der Fastenzeit gefangen und zubereitet, ist nicht die einzige Delikatesse am Tier. Für den charakteristischen, platten Schwanz als Fettreserve, Alarmierungsgerät (Klatschen) und Sitzgelegenheit (Putzen) soll es doch einige Zubereitungsrezepte gegeben haben.

Biber hocken sehr gern auf ihrem Schwanz und sehen dabei aus wie ein Känguru. Entgegen allen Mythen, dass der Biber Fisch fresse, zeugt das Gebiss. Biber können mit ihren Zähnen keine tierische Nahrung zu sich nehmen. Sie sind reine Pflanzenfresser. Vom Charakter sind sie neugierig, lernfreudig und stur.

Agnes Steininger erklärt die Funktion des Biberschwanzes als Stütz-, Ruder- und Alarmierungsgerät

… und erklärt anhand des Meterstabs wie groß ein Biber werden kann.

Bevor es in Richtung Biberdamm geht, gibt es noch ein paar Informationen über Fell und einem Sekret aus einer Drüse – das Bibergeil

Architekt ohne Auftrag – Biber bauen, wo es etwas zu fressen gibt
Als Baumeister mit unterschiedlichen Qualitäten und Ansprüchen sind sie „Architekten ohne Auftrag“. Sie gestalten mit ihren Dämmen und Burgen Landschaften und sorgen für Artenvielfalt. Nicht überall gern gesehen, ist der Biber aber hartnäckig, wenn er einen Standort mag. Und mögen passt, denn er siedelt sich da an, wo er genug und das Richtige zu fressen und zu nagen findet. Es darf dann auch mal ein Obstbaum sein. Übrigens scheint er Boskopp-Äpfel zu bevorzugen.

Feinde des Bibers
Größter Feind des Bibers ist der Mensch, präziser der Autofahrende. Unfälle mit Biber sind gar nicht so selten. Meist sind die Tiere auf der Stelle tot und müssen nicht erlöst werden. Aber auch Wildkrankheiten wie Räude dezimieren die Bestände. Hochwasser, die verhindern, dass der Biber – oder schlimmer noch der noch nicht tauchfähige Nachwuchs – rechtzeitig aus seinem Bau herauskommt, sorgen auch für eine Reduktion der Populationen. Natürliche Geburtenkontrolle gibt es auch. Das Nahrungsangebot regelt die Nachkommenschaft.

Der Biber steht unter Naturschutz
Biber werden zwischen 14 und 18 Jahre alt und sind ihrem Gebiet gegenüber treu. Sie lernen schnell. Und wenn einer dazu bewegt werden soll, sich lieber ein anderes Revier zu suchen, dann müssen die Biberexperten sehr kreativ werden, um es ihm ungemütlich zu gestalten. Der Biber hat Geduld und kann zwischen Vertreibungsaktionen und echter Gefahr unterscheiden. Der Biber ist geschützt, daher darf er auch nicht ohne weiteres umgesiedelt werden, selbst wenn sich das mancher wünscht, der die baumeisterlichen Fähigkeiten des Bibers für sein Grundstück nicht so recht anerkennen kann. Die Nacht hatte sich bereits herabgesenkt als die Exkursionsgruppe in die Nähe des Bibers kam, aber er hat sich ebenso wie die Bisamratte nicht gezeigt.

Gut gelaunt und mit Taschenlampen und viel neuem Wissen ausgerüstet ist die interessierte Gruppe wieder zurück zur Kapelle marschiert.
Herzlichen Dank an Mag. Agnes Steininger für die sehr informative, interessante und kurzweilige Exkursion in das Reich des Bibers!